Fehler beim Kauf von ERP-Software
- Ralf Ebken
- vor 1 Tag
- 2 Min. Lesezeit

Der Kauf einer ERP-Software ist eine zentrale Entscheidung für Ihr Unternehmen. Falsch investiert, kostet es Zeit, Geld und Nerven. Hier sind die häufigsten Fehler und konkrete Gegenmaßnahmen.
Fehlende klare Anforderungen und Prioritäten
Fehler: Ohne detaillierte Prozessanalyse wird eine Lösung gewählt, die nur grob passt.
Lösung: Erstellen Sie eine Prioritätenliste mit Muss-, Soll- und Nice-to-have-Funktionen. Dokumentieren Sie Kernprozesse, Verantwortlichkeiten und gewünschte Kennzahlen.
Unrealistische Erwartungen an Standardisierung
Fehler: Vollständige Standardprozesse ohne Anpassung, oder umgekehrt: zu viel Individualisierung.
Lösung: Identifizieren Sie Prozesse, die wirklich standardisiert werden können, und begrenzen Sie Anpassungen auf das notwendige Maß. Planen Sie eine spätere, phasenweise Anpassung.
Unzureichende Stakeholder-Einbindung
Fehler: IT allein trifft die Entscheidung, Fachbereiche bleiben außen vor.
Lösung: Bilden Sie bereichsübergreifende Lenkungskreise. Gewinnen Sie Endnutzer frühzeitig durch Workshops, Prototypen und Tests.
Falsche oder unklare Gesamtkosten-Transparenz
Fehler: Nur Anschaffungskosten betrachtet, versteckte Kosten ignoriert.
Lösung: Kalkulieren Sie Total Cost of Ownership (TCO) über 5 Jahre: Lizenzgebühren, Implementierung, Datenmigration, Schulung, Wartung, Upgrade-Kosten und Betriebskosten.
Vernachlässigung der Datenmigration und Datenqualität
Fehler: Schlechte bzw. fehlende Datenbereinigung vor dem Start.
Lösung: Starten Sie frühzeitig mit einer Daten-Migrationsstrategie, definieren Sie Datenqualitätsziele, Reinigungsprozesse und Mapping-Regeln.
Mangelnde Skalierbarkeit und Zukunftssicherheit
Fehler: Lösung passt aktuell, nicht aber zu Wachstum oder neuen Anforderungen.
Lösung: Prüfen Sie modulare, offene Architekturen, API-Verfügbarkeit, Upgrade-Flexibilität und Roadmaps des Anbieters.
Sicherheits- und Compliance-Lücken
Fehler: Datenschutz, Rollen- und Berechtigungskonzepte erst nach dem Kick-off.
Lösung: Integrieren Sie Security-by-Design: Rollen, Zugriffskontrollen, Audit-Fähigkeiten, Datensicherheit und Compliance-Anforderungen von Anfang an.
Unrealistische Zeitpläne und Ressourcen-Engpässe
Fehler: Zu optimistische Implementierungszeit, unzureichende Budgetierung.
Lösung: Realistische Phasenplanung mit Pufferzeiträumen, klare Meilensteine, regelmäßiges Risikomanagement und ausreichende Ressourcen sicherstellen.
Fehlende Change-Management-Strategie
Fehler: Einführung als reines IT-Projekt, Mitarbeitende bleiben außen vor.
Lösung: Planen Sie Schulungen, Kommunikationsstrategien, Change-Morel-Ziele und Supportstrukturen. Fördern Sie Adoption durch frühe Erfolgserlebnisse.
Unzureichende Anbieter- und Tool-Auswahl
Fehler: Nur der günstigste oder bekannteste Anbieter wird gewählt.
Lösung: Führen Sie eine strukturierte Auswahl durch: Marktanalysen, Referenzen, Proof-of-Concepts, Cloud- oder On-Premise-Überlegungen, Support- und Service-Modelle.
Keine klare Implementierungs- und Integrationsstrategie
Fehler: Integration mit bestehenden Systemen wird übersehen.
Lösung: Erstellen Sie ein Integrationskonzept (Middleware, APIs, Dateiformate) und testen Sie Schnittstellen frühzeitig im Pilotbetrieb.
Mangelnde Messbarkeit des Erfolgs
Fehler: Kein Benefit-Tracking oder klare KPIs.
Lösung: Definieren Sie KPI-Frames vor Start (Durchlaufzeiten, Kosten pro Transaktion, Fehlerquoten, Mitarbeiterzufriedenheit) und messen Sie regelmäßig.
Praxisnahe Tipps
Beginnen Sie mit einem Pilotmodul in einem funktionsrelevanten Bereich.
Beziehen Sie IT- und Fachabteilungen früh in die Anforderungen ein.
Nutzen Sie Referenzkunden, Demo-Umgebungen und PoCs ( Ein Software Proof of Concept (PoC) sorgt schnell für Klarheit. Um Softwarekonzepte in ihrer Funktionalität zu testen, können Unternehmen eine Machbarkeitsstudie durchführen.)
Planen Sie Change-Management-Aktivitäten parallel zur technischen Implementierung.
Wählen Sie eine langfristige Partnerschaft statt eines reinen Lizenzkaufs.
Fazit
Ein ERP-Kauf mit klaren Anforderungen, gutes Stakeholder-Management und eine ganzheitliche Betrachtung des Unternehmens!
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